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Neophyten – Neuankömmlinge (auch) im Berchtesgadener Land

Umwelt & Natur
27. Juli 2023

Start der Reihe „Pflanzliche Neulinge“ - Die Gebietsbetreuung und Kreisgartenfachberatung BGL informieren:

Riesen-Bärenklau, Sommerflieder, Nachtkerze, Japanischer Staudenknöterich, Indisches Springkraut, Kanadische Goldrute und Ambrosie – alle diese Pflanzen kommen im Berchtesgadener Land vor und sie alle haben gemeinsam, dass sie ursprünglich nicht von hier stammen.   


Neophyten nennt man sie. Dabei handelt es sich um gebietsfremde Pflanzen, die in einem Gebiet ursprünglich nicht heimisch waren, aber mithilfe des Menschen dorthin eingewandert sind und sich dort ausbreiten konnten. So würden Neophyten bei uns also nicht natürlicherweise vorkommen – im Gegensatz zu den einheimischen Pflanzenarten, die mindestens seit dem Ende der letzten Eiszeit hier vorkommen, hier entstanden oder aus eigener Kraft eingewandert sind.


Durch den Menschen eingeführt als Zier- und Nutzpflanzen

Seit der Entdeckung Amerikas (1492) wurden immer wieder und insgesamt mehrere 10.000 Arten nach Deutschland durch den Menschen eingeführt. Nicht alle aber konnten sich etablieren. In Deutschland sind demnach von den heute etwa 1.000 - 1.600 unbeständig vorkommenden gebietsfremden Pflanzenarten ca. 470 Arten etabliert, also dauerhaft vorkommend.


Dabei wurde die Hälfte der bei uns etablierten Neophyten beabsichtigt eingeführt – etwa als Zierpflanzen oder als Nutzpflanzen. Hierzu zählen z. B. die Kartoffel, Mais oder die Tomate, die ursprünglich aus Südamerika zu uns gebracht wurden. Aber auch unbewusst konnten Neophyten zu uns eingeschleppt werden – etwa als Frachtgut von Schiffen oder Flugzeugen oder als Beimischung im Saatgut (z. B. Ambrosie).


Sind Neophyten „problematisch“?

Neophyten werden oft als problematisch wahrgenommen, da sie potentiell die bereits in einem Gebiet beheimateten Pflanzenarten verdrängen können. Was viele jedoch nicht wissen: Die meisten ursprünglich gebietsfremden Arten, die sich bei uns etablieren konnten, stören nicht oder stellen keine Gefahr dar. Von etwa 10 % der etablierten Neophyten gehen unerwünschte Auswirkungen aus, wie problematische ökologische Effekte für Umwelt und Artenvielfalt oder wirtschaftliche Schäden. Solche „Problem-Arten“ werden als invasiv bezeichnet – das sind in etwa 40 Arten in Deutschland.


Und obwohl es nicht viele sind, gefährden die als problematisch und invasiv bewerteten Neophyten zusammen mit den invasiven Neozoen (gebietsfremde Tierarten – wie dem Ochsenfrosch oder dem Asiatischen Marienkäfer) die biologische Vielfalt und spielen eine große Rolle beim Artensterben: Invasive Neophyten und Neozoen sind nach der Lebensraumzerstörung die wichtigste Ursache für den Rückgang der Arten.


So werden Neophyten als Problemarten angesehen, wenn sie sich unkontrolliert ausbreiten und dabei in der Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen andere vorhandene Arten verdrängen – und dadurch auch die Artenvielfalt und Lebensräume gefährden. Hierzu gehört z. B. der Japanische Staudenknöterich, der schnell große und „blickdichte“ Bestände bilden kann, unter denen oft noch nicht mal mehr Gras wachsen kann. Dadurch werden andere Pflanzenarten verdrängt und viele spezialisierte Insekten können keine Nahrung mehr finden.


Auch können Neophyten wirtschaftliche und gesundheitliche Auswirkungen haben: So kann die durch z. B. Vogelfutter verbreitete Beifuß-Ambrosie Allergien auslösen. Der Riesen-Bärenklau wiederum wirkt phototoxisch – nach dem Kontakt mit Pflanzenteilen und insbesondere dem Pflanzensaft kann es bei Sonneneinstrahlung zu schweren Verbrennungen auf der Haut kommen.


Was tun gegen ungewollte „Problem“-Neophyten?

Diese problematischen invasiven Neophyten werden zu deren Kontrolle und Bekämpfung der Ausbreitung in nationalen „schwarzen Listen“ (Bundesamt für Naturschutz) und internationalen Listen geführt: So sind derzeit auf der „Unionsliste“ von Europa 14 Pflanzenarten gelistet, die in Deutschland vorkommen – darunter Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut oder Götterbaum, die auch im Berchtesgadener Land vorkommen: Um eine weitere Ausbreitung dieser problematischen invasiven Neophyten zu verhindern und dadurch die Biologische Vielfalt zu schützen, gibt es hier neben einem europaweiten allgemeinen Verbot, diese Arten in der freien Natur auszubringen, artspezifische und zielgerichtete Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen.


So lässt sich das Drüsige Springkraut vergleichsweise einfach entfernen, indem man die Pflanzen konsequent ausreißt oder abmäht – und zwar kurz bevor es zur Fruchtreife und zu „springenden Samen“ kommt. So ist man nach etwa fünf Jahren das Springkraut los. Bei anderen Neophyten wie dem japanischen Staudenknöterich muss man allerdings härtere Geschütze auffahren: Denn einmal etabliert, bekommt man diesen hartnäckigen Zeitgenossen nur schwer und mit viel Aufwand wieder los. So müssen die Pflanzenbestände – am besten in Kombination mit dem gezielten Einsatz von Herbiziden – über mehrere Jahre hinweg bis zu achtmal jährlich heruntergeschnitten werden und die verbliebenen energiespeichernden Kriechsprosse im Boden weiter ausgehungert werden, indem man den Boden mit einer lichtundurchlässigen Plane abdeckt (z. B. Teichfolie). Durch die entstehende Hitze unter der Folie und das komplette Fehlen von Sonne hat man den Knöterich nach einigen Jahren abgetötet.


Da ist es natürlich einfacher, wenn es gar nicht erst zur Ansiedelung oder unbeabsichtigten Ausbreitung der Pflanzen kommt: Die Beifuß-Ambrosie etwa siedelt sich gerne auf „gestörten“ Flächen an – also auf Böden, auf denen es keine geschlossene Pflanzendecke gibt, wie etwa Straßenränder, Äcker oder im heimischen Garten unter Vogelfutterstellen, wo mit Ambrosiasamen verunreinigtes Vogelfutter auf den Boden herunterfällt. Im letzteren Fall kann man zum Beispiel beim Kauf auf ambrosiasamenfreie Vogelfutterprodukte achten.


Bei Interesse und Fragen zu den Neophyten, ihrer Ausbreitung und möglichen Bekämpfungsmaßnahmen können Sie sich gerne an den Kreisgartenfachberater Josef Stein wenden. Dieser steht unter +49 8651  773 853 oder per E-Mail unter kreisgartenfachberatung@lra-bgl.de für eine Beratung oder zur Unterstützung gerne zur Verfügung.