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35 Jahre getrennte Sammlung des Problemmülls

Umwelt & Natur
23. Oktober 2017

Über 80 mobile Sammlungen

Der Landkreis Berchtesgadener Land blickt in diesen Tagen zurück auf 35 Jahre getrennte Sammlung von problematischem, schwierig und kostenintensiv zu entsorgendem Abfall, dem sogenannten Problemmüll.


Im Mai 1982 hatte der Kreisausschuss des Kreistages des Landkreises Berchtesgadener Land die Verwaltung beauftragt, für die Erfassung der schadstoffhaltigen Abfälle und deren ordnungsgemäße Entsorgung ein Konzept zu erarbeiten.


So wurden für die Mülldeponie in Bischofswiesen-Winkl Sondermüllcontainer für die ganzjährige Abgabemöglichkeit von Problemmüll angeschafft. Parallel dazu konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Problemabfälle jeweils im Mai bei Sammelaktionen in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Freilassing und Laufen abgeben; dies war die Geburtsstunde der mobilen Sammlung, oft auch als „Giftmobil“ bezeichnet.


Da im Rahmen der mobilen Sammlung auch Altmedikamente, Altöl, Wandfarben, Gerätebatterien sowie Altreifen angenommen wurden, musste der Turnus der Sammlung aufgrund der Mengenentwicklung gegen Ende der 80-er Jahre bis ins Jahr 1993 hinein auf 4 mal pro Jahr erweitert werden.


Rückgang der Mengen durch gesetzliche Neuregelungen und bewussteren Einkauf

Zwischenzeitlich richtete der Landkreis in öffentlichen Gebäuden, Banken und Sparkassen sowie beim Elektrofachhandel eine Rückgabemöglichkeit für Gerätebatterien ein. Seit dem Inkrafttreten der sogenannten Batterieverordnung im Jahr 1998 gilt für Verkaufsstellen von Batterien eine Rücknahmeverpflichtung und für den Endverbraucher eine Rückgabeverpflichtung gebrauchter Batterien. Die Rückgabeverpflichtung war damals ein Novum in der Abfallwirtschaft.


Die im April 2002 neu gefasste Altölverordnung schreibt dem Verkäufer von Verbrennungs- und Getriebeölen vor, Rücknahmestellen zur kostenlosen Rücknahme von Altölen einzurichten und bekannt zu machen. Zurück genommen werden muss Altöl bis zur Menge des im Einzelfall abgegebenen Frischöls.


Seit dem Jahr 1994 wurden in der Folge dann die Abfälle aus dem Landkreis Berchtesgadener Land überwiegend der Müllverbrennungsanlage in Burgkirchen zugeführt, so dass auch Altmedikamente in Kleinmengen nicht mehr zum „Giftmobil“ gebracht werden mussten, sondern über die Restmülltonne entsorgt werden konnten.


Schließlich übertrug man die Entsorgung der Altreifen den Reifenherstellern, Vertreibern und Werkstätten; damit unterlagen erhebliche Mengen Sonderabfall nicht mehr dem kommunalen Abfallregime.


Seit Inkrafttreten des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes im Mai 2006 werden auch die quecksilberhaltigen Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen nicht mehr am Giftmobil angenommen. Sie können an allen gemeindlichen Wertstoffhöfen kostenlos abgegeben werden.


Wand- (Dispersionsfarben) sind kein Problemmüll

Wandfarben (auch Dispersionsfarben = Feinstteilchenfarben genannt) sind  von den Umweltbehörden nicht als Problemmüll eingestuft. Sie enthalten nur sehr geringe Mengen Lösungsmittel und können entweder ausgetrocknet oder geeignet gebunden (z. B. mit Sägespänen) über die Restmülltonne entsorgt werden.


Nicht zuletzt hat sich auch das Einkaufsverhalten der Endverbraucher verändert.


„Scharfe“ Reinigungsmittel werden bedarfsgerechter eingekauft, Hausmittel, Bürste und Schmierseife erleben eine Renaissance. Die Hersteller von Farben und Lacken bieten zunehmend lösemittelfreie oder auf Wasserbasis gelöste Anstriche auch in kleineren Gebindegrößen an. Der Endverbraucher kann besser auf seinen Bedarf abgestimmt einkaufen, in großen Gebinden befindliche Reste müssen nicht mehr teuer entsorgt werden.


Denn nicht nur beim Einkauf der Ware muss tief in die Tasche gegriffen werden: auch die Entsorgung des Problemmülls belastet den Gebührenhaushalt jährlich mit etwa 30.000 Euro.


Bei der mobilen Problemmüllsammlung können gefährliche Abfälle aus dem Privatbereich kostenlos angeliefert werden. Gefährliche Abfälle aus Gewerbebetrieben können ab der Frühjahrssammlung 2018 an bestimmten Tagen ebenfalls am Giftmobil angeliefert werden, allerdings gegen Bezahlung. Diese Mengen werden gewogen und im Übernahme- und Begleitscheinverfahren über den Sammelentsorgungsnachweis des vom Landkreis beauftragten Entsorgers entsorgt.


Blickt man nun zurück auf die letzten 35 Jahre, so sind die Mengen der Problemabfälle deutlich zurück gegangen: Waren im Jahr 1991 im Landkreis noch rund 42 Tonnen zu entsorgen, waren es im Jahr 2006 nur noch knapp 8 Tonnen. Seit etwa 1997 liegt die Menge der problematischen Abfälle konstant bei etwa 8 bis 10 Tonnen, was einem Pro-Kopf-Anfall von etwa 100 Gramm im Jahr entspricht. Den immer noch größten Anteil am Problemmüll nehmen die Altlacke mit rund 50 Gewichtsprozentanteilen oder 5 Tonnen ein, gefolgt von Lösemittelgemischen mit ca. 2 Tonnen. Die restlichen 3 Tonnen verteilen sich auf gut 20 verschiedene Abfallarten, alle als „gefährliche“ Abfälle eingestuft. Darunter finden sich Säuren, Laugen, quecksilberhaltige Abfälle, Pflanzenbehandlungsmittel, ölverschmutzte Betriebsmittel, Fotochemikalien und die große Gruppe der Laborchemikalien. Üblicherweise verfügt ein Haushalt nicht über Laborchemikalien und wenn, stammen sie aus einem Chemiekasten, mit dem Jugendliche ihren Forscherdrang stillten.


Rückblick auf über 80 mobile Sammlungen

80 Problemmüllsammlungen haben natürlich auch eigene Geschichte geschrieben. An jedem Sammeltag einer Sammlung wiederholt sich vielfach der Vorgang, dass Wandfarben in großen Eimern und mit noch reichlich Inhalt ans Giftmobil angeliefert werden. Im Sinne der Umwelt denkende Bürgerinnen und Bürger liefern die großen Eimer oft auch mit dem Fahrrad an und sind dann natürlich teils verärgert, wenn sie ihren Müll nicht losgeworden sind. Manchmal machen die Anlieferer ihrer Wut platz und drohen, die Eimer im Wald zu entsorgen. Nach Aufklärung durch das am Giftmobil anwesende Fachpersonal nehmen die allermeisten jedoch den Entsorgungsvorschlag  - wie oben beschrieben - an.


Es gab aber auch schon äußerst problematische Situationen am Giftmobil: Die Anlieferung eines radioaktiven Pulvers in einer alten Papiertüte verursachte große Probleme und gilt als negativer Höhepunkt.


Dagegen bringt das Durchbrechen des Bodens eines noch ziemlich vollen Wandfarbeneimers schon fast wieder ein Lächeln ins Gesicht des Personals des Giftmobils: Der Boden des Eimers war in der Mitte durchgerostet und beim Aufnehmen ergoss sich der zähe Inhalt auf Anlieferer und Umgebung. Aber außer einem großen „Farbklecks“  war für Mensch und Umwelt kein nennenswerter Schaden entstanden.


Das Landratsamt bittet nochmals darum, keine Problemabfälle vor oder nach der Sammlung einfach abzustellen, nach dem Motto „irgendjemand wird es schon wegräumen“. Dies kann für Mensch und Umwelt fatale Folgen haben.


Umfangreiche Vorschriften, Hightec-Entsorgungsanlage

Den Unfallverhütungsvorschriften, den Auflagen für den Transport, den straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften bis hin zu den Auflagen für die Behandlungsanlage kommt größte Bedeutung zu. So dürfen beispielsweise am Giftmobil Flüssigkeiten nicht umgeleert oder zusammengeschüttet werden. Jeder einzelne Abfall wird samt Behältnis einer Abfallart zugewiesen, das Transportfass ist entsprechend zu kennzeichnen, für jede Abfallart müssen ein Entsorgungsnachweis, mengenbezogene Begleitscheine und schließlich eine Ladeliste über die zu transportierenden Abfälle geführt werden, die nach jedem Standort fortzuschreiben ist.


Die immer wiederkehrende Frage wie die Problemabfälle nach der Sammlung entsorgt werden, ist schnell beantwortet. Jedoch verstecken sich hinter der thermischen Behandlungsanlage in Ebenhausen bei Ingolstadt sowie den Entgiftungs-, Emulsionsspalt- und Eindampfanlagen der Gesellschaft für Sonderabfall-Entsorgung in Bayern (GSB) aufwändige, kostenintensive hochtechnische Einrichtungen, die die Schadstoffe in den Abfällen sicher zerstören und die dabei entstehenden Schadgase in der Abgasreinigung abscheiden.


Verwertung der Metallgebinde, Nutzung der Energieinhalte

Seit dem Jahr 1996 werden alle Altlackgebinde aus Metall wiederverwertet. Nach der thermischen Beseitigung werden die Altmetalle aus der Asche zurück gewonnen und dem Metallkreislauf zugeführt. Die in den Abfällen enthaltenen Energieinhalte, z. B. in Lösemitteln, werden ebenfalls genutzt.


Die nächste Mobile Problemmüllsammlung findet im Frühling 2018 (KW 20) statt. Die genauen Termine und Haltepunkte werden zeitnah in der Tagespresse und hier bekannt gegeben sowie auf einem Merkblatt, das in allen Rathäusern aufliegt, veröffentlicht.


Bei Fragen stehen die Sachbearbeiter unter Telefon-Nummer: +49 8651 773 0 gerne zur Verfügung.