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Der Riesenbärenklau – ein giftiger Gigant

Umwelt & Natur
03. August 2023

Fortsetzung der Reihe „Pflanzliche Neuheiten“

Sein Name ist Programm: Teils über drei Meter hoch, bis etwa 2,5 Meter breit, mit auffällig gezackten Blättern, die über einen Meter breit werden können, einem bis zu 10 cm dickem Stängel, einer mächtigen bis 60 cm langen Pfahlwurzel und einem Dolden-Blütenstand aus bis zu 80.000 weiß- bis rosafarbenen Blüten der bis zu 80 cm Durchmesser hat – das ist der Riesenbärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt und der sich in Europa und in Nordamerika als invasiver Neophyt ausbreitet – und als solcher hierzulande bekämpft wird.


Die als Herkulesstaude oder Bärenkralle bekannte Pflanze ist eine gebietsfremde Pflanzenart, und damit ein sogenannter „Neophyt“. Sie wurde als Zier- und Gartenpflanze nach Deutschland gebracht. Seit etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts breitet sich die Art bei uns aus. Sie wächst gerne auf nährstoffreichen, feuchten Böden, insbesondere in Bereichen mit gestörter Vegetationsdecke. Daher findet man sie in Acker- und Wiesenbrachen, an Waldrändern, am Wegesrand oder entlang von Flüssen und Bächen, wo sie sich anhand seiner schwimmfähigen Samen über längere Distanzen ausbreiten kann.


Die einmalig blühende Pflanze lebt nur 2 Jahre und entwickelt erst im zweiten Jahr einen Blütenstand. Dabei kann eine Pflanze bis zu 50.000 Samen bilden, die größtenteils mit dem Wind, aber auch durch Tiere, landwirtschaftliche Maschinen oder mit dem Flusswasser mehrere Kilometer weit verbreitet werden.


Diese auffällige Pflanze hat als einzelne Pflanze zwar weniger negative ökologische Auswirkungen, tritt sie jedoch in Massenbeständen auf, lassen die bereits früh im Jahr ab Februar keimenden und schnell wachsenden Pflanzen mit ihren großen Blättern nur wenig Licht durch, sodass andere Pflanzenarten verdrängt werden.


Giftig – Bitte Abstand halten!

Der Riesenbärenklau zählt bei uns zu den prominentesten und „problematischen“ Neophyten und wird weniger wegen seiner ökologisch schädlichen Wirkung als problematisch bewertet und bekämpft, sondern vielmehr aufgrund seines giftigen Pflanzensaftes: So enthält die gesamte Pflanze sogenannte Furanocumarine als Abwehrstoffe gegen Fraßfeinde. Der Pflanzensaft wirkt phototoxisch: Auf der Haut kann der Pflanzensaft in Kombination mit Sonnenlicht schmerzhafte Reaktionen auslösen – quaddelähnliche Blasen auf der Haut, die an Verbrennungen dritten Grades erinnern, langsam abheilen und dabei Narben oder Pigmentflecken hinterlassen können. Hält man sich an heißen Tagen länger in unmittelbarer Nähe zur Pflanze auf, kann es auch ohne direkten Kontakt zu Atemnot, Schweißausbrüchen oder Kreislaufproblemen kommen, da die Fucocumarine in die Umgebungsluft abgegeben werden.


Vorsicht – Verwechslungsgefahr

Doch es besteht kein Grund zur Sorge – der Riesenbärenklau kommt hier im Landkreis zwar vor, dies aber recht selten – und die Wahrscheinlichkeit auf einen ungiftigen Doppelgänger statt dem Riesen-Bärenklau zu treffen ist wesentlich höher. So gibt es einige einheimische Wildpflanzen, die ihm recht ähnlich sehen, aber im Gegensatz zum Riesenbärenklau häufig verbreitet sind – wie der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondyliun), der Engelwurz, Giersch, die Große Bibernelle und entfernt der Wiesenkerbel oder der Wilde Fenchel. So sind die Blätter des Riesenbärenklaus beispielsweise charakteristisch tief gezackt, während die des Wiesenbärenklaus rundlicher ausfallen. Daher muss man manches Mal schon genauer hinschauen, sodass nicht aus Versehen anstatt des Riesenbärenklaus ein unproblematischer oder sogar ökologisch wertvoller Pflanzenvertreter entfernt wird.


Was tun gegen den Riesenbärenklau?

Eine Bekämpfung von Riesenbärenklau ist meist langwierig und aufwendig: Erste kleinere Bestände lassen sich am besten beseitigen. Die Pflanzen müssen dabei entfernt werden, bevor sie aussamen können. So kann man die Pflanzen schon im Frühjahr oder auch im Herbst ausgraben oder deren Pfahlwurzel etwa 10 - 15 unterhalb der Erdoberfläche abstechen. Alternativ kann der Fruchtstand abgeschnitten werden. Das sollte aber nicht zu früh geschehen – denn wenn der Fruchtstand vor der Samenbildung und Fruchtreife abgeschnitten wird, kann die Pflanze später nochmals Blüten bilden oder im Jahr darauf neu austreiben. Erst bei der Samenbildung wird der in der Pfahlwurzel enthaltene Stärkespeicher aufgebraucht und die Pflanze hat keine Energiereserven mehr zum erneuten Austrieb. Der richtige Zeitpunkt liegt so etwa ab Mitte bis Ende Juli, wenn die Mitteldolde bereits grüne größere Früchte ausgebildet hat – jedoch bevor sich die Früchte braun verfärben.


Eine Nachkontrolle bis in den Herbst und auch in den Folgejahren ist zudem wichtig, um etwaig weitere keimende Pflanzen zu entfernen. So können bereits im Boden vorhandene Samen mehrere Jahre überdauern, bevor sie auskeimen – was bei einer derart großen Anzahl von 50.000 Samen pro Pflanze nicht zu unterschätzen ist.


Die Pflanzenreste sollten verbrannt oder heißkompostiert werden – oder verpackt in Plastiksäcke über den Restmüll bzw. den kommunalen Wertstoffhof entsorgt werden.


Bei den Bekämpfungsmaßnahmen sollte man Schutzkleidung tragen, um nicht mit dem Pflanzensaft in Kontakt zu kommen. Die Maßnahmen sollten zudem eher an kühleren, bewölkten Tagen durchgeführt werden und auch in den Tagen nach der Bekämpfung sollte eine Sonnenexposition vermieden werden. Verwendete Arbeitsgeräte wie Spaten und Sense sollten gereinigt werden und auch mögliche betroffene Hautpartien (bei Berührung von Pflanzenteilen) mit Wasser und Seife oder Spiritus gewaschen werden.


Der Riesen-Bärenklau ist in Deutschland zwar nicht meldepflichtig, dennoch bittet Kreisgartenfachberater Josef Stein darum, Bestände zu melden. Dieser steht unter +49 8651 773853 oder per E-Mail an kreisgartenfachberatung@lra-bgl.de gerne für eine Beratung oder zur Unterstützung zur Verfügung.