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Die Kleine Braunelle ist Pflanze des Jahres

Umwelt & Natur
19. Mai 2023

Blauviolette salbeiähnliche Blüten, klein, unscheinbar – und doch haben sie die meisten bei einem Spaziergang oder im eigenen Garten schon gesehen: Die kleine Braunelle (Prunella vulgaris), eine insektenfreundliche, robuste Wildblume, wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres gekürt, um mit ihr stellvertretend auf den schleichenden Verlust heimischer Wildpflanzen aufmerksam zu machen.

Passende regionale Saatgutmischungen gibt es beim diesjährigen Freilassinger Lokwelt-Gartentag am Sonntag, 21. Mai 2023 von der Biosphärenregion Berchtesgadener Land.


Die Braunelle ist eine kleine Pflanze, die mittlerweile nahezu weltweit verbreitet ist – und in Mitteleuropa vom Flachland bis auf etwa 2000 m im Hochgebirge vorkommt. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Heckenbraunelle, einer heimischen Vogelart. Verwechselt wird sie dafür eher mit Gundermann und Günsel, zwei häufig vorkommenden Wildpflanzen, die im Landkreis auch weit verbreitet sind und denen sie relativ ähnlich sieht. Ihr Name „Braunelle“ bezieht sich auf die braunen Kelchblätter der Blüten, welche die blauvioletten Blütenkronblätter umschließen, wodurch der Blütenstand der Braunelle wie ein kleiner Tannenzapfen aussieht.
 

Bienenfreundliche Heilpflanze

Die Braunelle ist aufgrund ihrer antibakteriell wirkenden, entzündungshemmenden und heilungsfördernden Inhaltsstoffe eine traditionelle Heilpflanze: Bereits im Mittelalter wurde sie zur Behandlung von Diphterie eingesetzt – der Gattungsname „Prunella“ soll sich auf die volkstümliche Bezeichnung „Rachenbräune“ beziehen. Heute wird sie beispielsweise in der chinesischen Medizin gegen Fieber, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck eingesetzt. Aber auch für den Verzehr sind nichtblühende Pflanzenteile geeignet – etwa als Gewürz für Kräuterquark, Soßen oder Salate.
 

Die für den Menschen eher unscheinbare Pflanze ist für Insekten umso bedeutsamer: Die Braunelle ist mit einer langen Blütezeit von etwa Juni bis in den Oktober hinein eine der wenigen Pflanzen, die spät im Jahr noch blühen und so mit ihrem Nektar- und Pollenangebot ein wichtiges Nahrungsmittel für Wildbienen wie Hummeln oder Schmetterlinge sind.
 

Schleichender Verlust heimischer Wildpflanzen

Die anspruchslose Wildblume bevorzugt sonnige Standorte und man sieht sie sowohl auf Trockenrasen, als auch auf feuchten Wiesen, auf Weiden, entlang von Waldwegen und auf Waldlichtungen. Sie wirkt zwar recht zierlich, ist aber „Hart im Nehmen“ – sie verträgt Trockenheit und ist robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Wie das Gänseblümchen überlebt sie selbst den Rasenmäher – und auch Fraß und Tritt durch Weidevieh bis zu einem gewissen Grad.


Doch selbst diese robuste Pflanzenart stößt an ihre Grenze – so sind ihre Bestände in einigen Regionen Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen. Nicht nur die Braunelle, auch zahlreiche früher häufige Wiesen- und Wildblumen werden immer seltener. Viele stehen heute auf der Roten Liste. Durch diese schleichende sinkende Artenvielfalt der Pflanzen am Wegrand, im Wald, auf den Wiesen und Weiden verlieren so immer mehr Tiere wie Insekten, Vögel und Amphibien ihre Lebensgrundlage. Doch was sind die Gründe für diese Bestandsrückgänge?
 

Warum verschwinden viele Wildpflanzen?

Als Hauptursache für die Bestandsrückgänge bei 50 Prozent der gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland sieht das Bundesamt für Naturschutz die hohen Nährstoffeinträge in die Umwelt. Das ist vor allem der hohe Stickstoffeintrag – etwa durch Dünger und Gülle, aber auch durch Abwasser, Verkehrsabgase oder durch Verbrennungsprozesse der Industrie. Der Stickstoffeintrag fördert zwar stickstoffliebende Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer, dieses verdrängen aber unter diesen Lebensbedingungen die kleineren, konkurrenzschwächeren und oft seltenen Wildblumen, die meist an stickstoffärmere Lebensräumen angepasst sind.
 

Auch schaden zu häufiges Mähen sowie Unkrautbekämpfung und der Herbizid-Einsatz in den Gärten und der Landwirtschaft den Wildblumen sehr. So hat etwa die sonst tolerante Braunelle bei zu häufiger Mahd zu wenig Zeit, zu wachsen, Blüten und Samen auszubilden und sich verbreiten zu können.


Und was können wir tun?

Um die Artenvielfalt zu fördern und Wildblumen wie die Kleine Braunelle zu unterstützen, können Gärten, Terrassen und Balkone naturnäher gestaltet werden. Hier ist weniger mehr: Schon der Verzicht auf den Einsatz von Düngemittel und Herbiziden oder selteneres Mähen helfen immens. So ist eine blumenbunte Gartenwiese oder zumindest ein stehen gelassenes „Wildes Eck“ im Garten wertvoll und hilft der Artenvielfalt um ein Vielfaches mehr als ein monotoner Rasen, da so zum Beispiel Insekten wie Bienen und Schmetterlinge Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten finden. Auch kann man im Garten wertvolle Minibiotope schaffen, indem man zum Beispiel Kräuterspiralen und Kräuterbeete gestaltet oder Pflasterfugen mit genügsamen und trockenheitstoleranten Wildpflanzen wie Braunelle, Thymian, Mauerpfeffer oder Golderdbeere begrünt, anstatt sie mühsam auszukratzen.
 

Anstatt insektenfreundliche Wildpflanzen wie die Braunelle als „Rasenunkraut“ zu bekämpfen, können sie gezielt angepflanzt werden. Hierbei helfen beispielsweise regionale Saatgutmischungen der Biosphärenverwaltung der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, die beim diesjährigen Freilassinger Lokwelt-Gartentag am Sonntag, 21. Mai 2023 ausgegeben werden. Auch können bei der Loki Schmidt Stiftung Samenpostgarten bestellt werden. Im Gartenhandel sind Wildblumensamenmischungen erhältlich.
 

Bei Fragen oder Interesse an insektenfreundlichen Wildpflanzen oder Rund um die Gestaltung eines naturnahen Gartens berät Kreisgartenfachberater Sepp Stein gern telefonisch unter 08651 773-853, oder per E-Mail an kreisgartenfachberatung@lra-bgl.de. Auf der Internetseite Die Biosphärenverwaltung stellt online außerdem ein Informationsblatt zum Anlegen einer Blühwiese zur Verfügung: https://brbgl.de/bereiche-aufgaben/landschaftsoekologie-biodiversitaet/bluehwiese-anlegen/.