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Bis zum letzten Krümel

Umwelt & Natur
20. November 2024

... das ist das Motto der gerade stattfindenden Europäischen Abfallvermeidungswoche vom 16. bis 24. November. Welche Möglichkeiten es im Landkreis gibt, weniger Lebensmittel zu verschwenden, Lebensmittel wieder- bzw. weiterzuverwerten und am Schluss richtig zu entsorgen, ist Schwerpunkt in diesem Beitrag sowie der begleitenden Social-Media-Aktion des Landratsamts Berchtesgadener Land.


Auf europäischer Ebene werden jedes Jahr rund 60 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Studien des Thünen-Instituts zur Lebensmittelverschwendung zeigen, dass in Deutschland jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall landen. Davon entsteht mehr als die Hälfte in den privaten Haushalten. Hierzulande werden somit pro Person und Jahr in etwa 75 kg Lebensmittel weggeworfen.
 

Noch bis zum 24. November 2024 steht deshalb das wichtige Thema „Vermeidung von Lebensmittelabfällen“ unter dem Motto „Bis zum letzten Krümel – Lebensmittel sorgsam verwenden“ im Zentrum der 15. Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV, European Week for Waste Reduction (EWWR)) ist eine seit 2009 jährlich im November stattfindende Aktionswoche mit dem Ziel, den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen durch vielfältige Aktionen der europäischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Dadurch soll das Bewusstsein für die Vermeidung von Abfällen geschärft werden.
 

Tatsächlich betreffen Lebensmittelabfälle alle Bürgerinnen und Bürger, denn Einkaufen, Kochen und Essen sind ein großer Bestandteil des täglichen Alltags. „Bereits beim Einkauf kann man bewusst nachhaltig wirtschaften. Vom Handy über Möbel bis hin zu Lebensmittel, macht sich bewusstes Einkaufen im Geldbeutel dauerhaft bemerkbar. Die richtigen Produkte, die richtige Menge nach Wochenplan, lange Mindesthaltbarkeiten und vieles mehr. Doch vor allem bei Lebensmitteln geht der Plan nicht immer auf. Es bleiben regelmäßig Lebensmittel übrig, da der Appetit nicht so groß war oder das vorhandene entspricht nicht der Tageslaune. Mit der EWAV wollen wir dieses Jahr auf die Möglichkeiten aufmerksam machen, wie man dieses Zuviel klima- und ressourcenschonend und sogar sozial Weiterverwenden oder Verwerten kann und so für sich und seine Umwelt nachhaltig haushaltet“, bewirbt der Fachbereichsleiter der Kommunalen Abfallwirtschaft Thomas Hartenberger die Aktionswoche.
 

„Auch zum Thema Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Oft werden Lebensmittel schon ein bis zwei Tage nach Erreichen des MHD entsorgt. Das MHD ist ein Qualitäts- und kein Wegwerfdatum. Bei richtiger Lagerung sind die meisten Lebensmittel aber weiterhin zum Verzehr geeignet. Anschauen, riechen und vorsichtig kosten ist hier Mittel erster Wahl“, rät Abfallberater Wurm.
 

Anders verhält es sich mit dem Verbrauchsdatum, zu finden bei Lebensmitteln die in mikrobiologischer Hinsicht sehr leicht verderblich sind und nach kurzer Zeit eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen können, wie roher Fisch, rohes Geflügelfleisch oder Hackfleisch. Diese Lebensmittel dürfen nach Erreichen des „Zu verbrauchen bis“-Datums nicht mehr verzehrt werden. Die Biotonne nimmt diese Lebensmittel nach Ablauf des Verbrauchsdatums gerne auf. Noch ein Einkaufstipp von Andreas Wurm: „Wenn absehbar ist, dass ein Lebensmittel bald gegessen wird, muss es nicht der Griff zum fernen Mindesthaltbarkeitsdatum sein. Oft werden in den Kühlungen die hintersten Packungen herausgefischt und diese Lebensmittel dann gleich zu Hause verzehrt, die Vorderen müssen dann im schlechtesten Fall entsorgt werden.“
 

Neu und wirklich praktisch ist die „Zu gut für die Tonne“-App des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Mit vielen Reste-Rezepten und Haltbarkeitstipps hilft die App beim Verwerten von Resten – ohne großen Aufwand und Einkauf. Egal, ob es sich um übriggebliebene Nudeln, altes Brot oder etwas zu braune Bananen handelt: Für diese und andere Lebensmittelreste hat die App tolle Rezeptideen. So können ganz einfach die Lebensmittelverschwendung in Deutschland reduziert und Lebensmittel vor dem Müll gerettet werden. Weiterhin findet man auf der Internetseite www.zugutfuerdietonne.de ein großes Angebot an Informationsmaterialen sowie Tipps zur richtigen Aufbewahrung von Lebensmitteln, Tutorials zur Resteverwertung und vieles mehr.
 

Tafeln und Foodsharing

Wichtige Partner bei der Verringerung von Lebensmittelabfällen sind die Tafeln sowie die Arbeit der Foodsharing-Initiativen. 
 

Die Tafeln im Landkreis Berchtesgadener Land (Laufen, Teisendorf, Freilassing, Bad Reichenhall und Berchtesgaden) sammeln überschüssige Lebensmittel, z.B. aus Überproduktion, zu großen Lagerbeständen, Sortimentswechsel sowie Brot und Semmeln, Lebensmittel kurz vor Ende des MHD, falsch abgefüllte oder verpackte Ware, saisonale Produkte am Ende der Saison etc., im Handel und bei Herstellern ein. Diese verteilen sie an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen, wie z.B. Arbeitslose, Alleinerziehende, Geringverdiener, Flüchtlinge, usw. Den Menschen wird somit geholfen und Lebensmittelabfälle vermieden bzw. reduziert. Bedürftige melden sich vorher bei der Tafel bzw. bei der Gemeinde (von Tafel zu Tafel unterschiedlich) und legen dar, warum sie bedürftig sind, z.B. Sozialhilfebescheid, Rentenbescheid, o.ä. Nach Prüfung wird in der Regel eine zeitlich befristete Tafelberechtigung ausgestellt. Die Tafeln mit ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern sind auf Spenden angewiesen. Privatpersonen können die Tafeln mit Spenden von verpackten Lebensmitteln sowie Waren des täglichen Bedarfs und Geld sowie ihrer Freizeit und ihrem Wissen bzw. Fertigkeiten unterstützen. Geldspenden werden zum Beispiel für die Miete der Ausgabestellen, Kühlung bestimmter Produktgruppen, Unterhalt und Anschaffung neuer Fahrzeuge und Kraftstoff verwendet.
 

Seit 2012 tragen auch die Foodsharing-Initiativen erheblich zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen bei. Im Landkreis gibt es derzeit sechs sogenannte „Fairteiler“. Die Fairteiler bestehen in der Regel aus Regalflächen und einem oder mehreren Kühlschränken. Alle Bürgerinnen und Bürger können dort verpackte Lebensmittel ablegen, aber auch mitnehmen. Die Kommunikation der Foodsharer läuft überwiegend über die Internetseite www.foodsharing.de. Maritta Hauk, eine der Botschafterinnen bei Foodsharing und Ansprechpartnerin für den Landkreis erklärt im Gespräch mit Abfallberater Andreas Wurm: „Der Urlaub steht kurz bevor, im Kühlschrank ist noch ungeöffnete Milch, der eine oder andere Jogurt, oder ein Salat usw. Anstatt diese einfach wegzuwerfen, bringt man sie zum nächsten Fairteiler in der Nähe. Auf der Internetseite www.foodsharing.de findet man eine Karte mit allen Fairteilern im Landkreis Berchtesgadener Land. Erst kürzlich wurde wieder ein neuer Fairteiler in Freilassing eingeweiht und erfreut sich bereits großer Beliebtheit.“
 

Im Gespräch kam auch die Frage auf, ob sich die Tafeln und die Gruppen von Foodsharing nicht gegenseitig in die Quere kämen. Die Antwort war eindeutig: Statt einem Gegeneinander ist es ein klares Miteinander. Was nach den Verteilstunden bei der Tafel übrigbleibt, holen die Leute von Foodsharing ab und verteilen diese in Teilen direkt weiter, oder bestücken damit die Fairteiler. Zudem gibt es Abholtage wie Montag bis Mittwoch, an denen die Tafeln im Normalfall weniger bei den Einkaufsmärkten abholen, da die Ausgabetage meist am Freitag und Samstag sind. Brote und Semmeln vom Montag bis Mittwoch werden bei der Tafel am Ende der Woche nicht mehr ausgegeben. Im Zusammenspiel zwischen Tafel und Foodsharing kann ein Großteil der Lebensmittel gerettet werden.
 

Wenn sich Abfälle nicht vermeiden lassen

Fallen doch einmal Lebensmittelabfälle an, ist es wichtig, diese richtig zu entsorgen. Die Biotonne und der Komposthaufen im Garten sind hier die erste Wahl. Nicht alle im Haushalt und Garten anfallenden Bioabfälle eignen sich für eine Eigenkompostierung und somit die Verwertung im eigenen Garten. Bei diesen Bioabfällen kommt die Biotonne ins Spiel: So werden die biologisch abbaubaren Stoffe in großen (industriellen) Kompostierungs-, Vergärungs- und Biogasanlagen verwertet. Die biogenen Abfälle werden zuerst zu Energiezwecken verwendet und anschließend kompostiert. Somit entstehen im letzten Schritt hochwertiger Dünger und Kompost- bzw. Blumenerden. So schließt sich der Kreis und es können in der aus Bioabfällen hergestellten Komposterde wieder neue Gemüsesorten wachsen.
 

Besonders wichtig ist auch die richtige Befüllung der Biotonne. Immer wieder müssen Biotonnen stehen bleiben, können also nicht geleert werden, weil die hochwertigen Bioabfälle in Plastiktüten in die Tonnen geworfen wurden. Jegliche Art von Plastik bzw. Kunststoffen sind für die Bioabfallsammlung im Landkreis BGL nicht zugelassen – das gilt auch für sogenannte kompostierbare oder „abbaubare“ Plastiktüten.
 

Bei Fragen zur Entsorgung von bestimmten Lebensmittelabfällen hilft das Abfall ABC des Landkreises – unter https://www.lra-bgl.de/kommunale-abfallwirtschaft/bgl-abfall-app/abfall-abc/oder direkt in der BGL-Abfall-App. Selbstverständlich beantwortet die Abfallberatung Fragen auch gerne per E-Mail an abfallberatung@lra-bgl.de und am Telefon unter +49 8651 773-503.